50 Jahre Frauenfußball
Einleitung
Ein langer Weg
Die Ursprünge der weiblichen Teilhabe an der populärsten Sportart in unserem Land liegen dabei sehr viel länger zurück, als das die gerade einmal vor fünf Jahrzehnten erfolgte Aufhebung des Frauenfußball-Verbots erahnen lässt. „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich“ – das geflügelte Wort von Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter fußt auf dem Engagement zahlreicher Pionierinnen.
Der Brückenschlag von den schwierigen Anfängen zu den weltweit beachteten Festivals des Frauenfußballs bei Europa- und Weltmeisterschaften wird im Folgenden anhand von zahlreichen Bilddokumenten und Exponaten aus der Dauerausstellung des Deutschen Fußballmuseums vollzogen.
Unter dem Radar
Bis 1970 - Unter dem Radar
Bis 1970 - Unter dem Radar
In der Zeit der Weimarer Republik gilt das Fußballspiel als eindeutig männlich geprägter Kampfsport. Trotzdem gründen sich vereinzelt Frauenteams.
So ist etwa in der Chronik des HSV Barmbeck-Uhlenhorst für das Jahr 1924 eine Frauenabteilung verzeichnet. Der sozialistische Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) führt innerhalb seiner Fußballsparte unter den Mitgliedern auch Frauen auf. Darüber hinaus sind für die 1920er-Jahre Frauenfußballwettbewerbe zwischen deutschen Universitäten nachgewiesen.
Der männliche Blick auf die kickenden Frauen ist von Anfang an skeptisch bis ablehnend: Frauenfußball wird, oft pseudowissenschaftlich untermauert, als unästhetisch, moralisch verwerflich und widernatürlich angesehen.
Erster Frauenfußball-Verein
1930 sucht die Frankfurter Metzgertochter Lotte Specht öffentlichkeitswirksam per Zeitungsannonce gleichgesinnte Frauen und gründet den "1. Deutschen Damen Fußballclub Frankfurt“.
34 Spielerinnen folgen ihrem Aufruf und engagieren sogar einen eigenen Trainer. Mangels Gegnerinnen sind die Frauen aber meist unter sich. Die Vereinsmitglieder werden in der Öffentlichkeit verspottet und beschimpft und als „Mannsweiber“ verunglimpft. Der 1. DDFC löst sich bereits 1931 wieder auf.
Abb.: Das Illustrierte Blatt, Lotte Specht gründet 1930 den 1. DDFC Frankfurt
"Wir können das auch"
Aktiver Widerstand
"Aus der Luft gehäkelt"
Inoffizielle Länderspiele
Das Duell gegen eine niederländische Auswahl am 23. September 1956 gewinnen die deutschen Frauen mit 2:1.
Bis 1965 werden etwa 150 internationale Begegnungen ausgetragen.
"Sensation: Frauen spielen Fußball"
Erst 1970 lenkt der DFB ein und hebt das Frauenfußball-Verbot offiziell auf. Eine eigene Nationalmannschaft sollte es allerdings erst viele Jahre später geben.
Inoffizielle WM 1970
Auf dem Weg nach Italien machen die Frauen im schwäbischen Illertissen Halt, um vor 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauern ein Testspiel gegen eine Studentinnen-Auswahl aus Augsburg zu bestreiten.
Am 8. Juli 1970 unterliegt das Team in Genua den Engländerinnen mit 1:5 und scheidet aus. Weltmeister wird schließlich die Auswahl Dänemarks. Sie gewinnt im Finale in Turin vor 40.000 Menschen gegen Italien mit 2:0.
Der Neubeginn
1971-1981 – Der Neubeginn
1971-1981 – Der Neubeginn
Am 31. Oktober 1970 beschließt der Deutsche Fußball-Bund auf seinem Bundestag in Travemünde die Aufhebung des Frauenfußball-Verbots. Die Fußballerinnen erkämpfen sich nach und nach gesellschaftliche Akzeptanz.
1973 wird erstmalig ein nationaler Wettbewerb ausgespielt. Der TuS Wörrstadt gewinnt den sogenannten Goldpokal durch ein 3:1 im Finale gegen den FC Bayern München.
Ein Jahr später erringen die Wörstädterinnen auch den ersten offiziellen deutschen Meistertitel. Beim 4:0 im Finale gegen die DJK Eintracht Erle erzielt Bärbel Wohlleben als erste Frau das Tor des Monats der ARD-Sportschau.
Abb.: Trikot des erfolgreichen TuS Wörrstadt
Sonderregeln
Wie im Spielbericht vermerkt, einigen sich die Spielführerinnen Bärbel Wohlleben und Christel Kurowski vor dem ersten offiziellen Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1974 auf die Verwendung eines Seniorenballes.
Schiedsrichter des Finales ist Walter Eschweiler, der in den folgenden Jahren zu einem der bekanntesten Unparteiischen Deutschlands aufsteigt und bei zahlreichen internationalen Spielen zum Einsatz kommt.
Das Wunder von Taipeh
Ohne jede finanzielle Unterstützung des DFB spielen sie vor großer Kulisse in den WM-Stadien und live im taiwanesischen Fernsehen das Turnier ihres Lebens.
Angeführt von Trainerin Anne Trabant-Haarbach, die gleichzeitig als Stürmerin mitspielt, holt "Team Germany" aus Bergisch Gladbach sensationell den Titel.
Weltmeisterin Petra Landers blickt auf die Entwicklung des Frauenfußballs nach Aufhebung des Verbots zurück:
Rasanter Aufstieg
Ab 1982 – Rasanter Aufstieg
Ab 1982 – Rasanter Aufstieg
Nach Aufhebung des Verbots dauert es noch zwölf Jahre bis zur Gründung der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Am 10. November 1982 bestreitet sie in Koblenz unter Trainer Gero Bisanz gegen die Schweiz ihre offizielle Länderspielpremiere.
Doris Kresimon gelingt in der 25. Minute das erste Länderspieltor in der Geschichte der DFB-Frauen. Die erst 18-jährige Silvia Neid startet mit zwei Treffern ihre herausragende Karriere. 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion Oberwerth erleben in zwei Mal 40 Minuten Spielzeit einen vielversprechenden Auftakt der Fußballerinnen. Die deutsche Elf siegt 5:1.
Nicht nur die Fans, sondern inzwischen auch DFB-Funktionäre erkennen die positive Entwicklung des Frauenfußballs an.
Abb.: Trikot von Spielführerin Anne Trabant-Haarbach aus dem ersten Länderspiel
Vereinserfolge
Der 1. FFC Frankfurt zählt dabei zu den Top-Vereinen. Er gewinnt 2002, 2006, 2008 und zuletzt 2015 die UEFA Women's Champions League (bis 2009 UEFA Women's Cup). Dazu sichern sich die Frankfurterinnen 2002 als erster deutscher Verein überhaupt das „Triple“ aus Meisterschaft, Pokal und Europapokal. 2008 können sie diesen Erfolg wiederholen.
Der 1. FFC Turbine Potsdam gewinnt den Europapokal 2005 und 2010. Im Jahr 2009 siegt der FCR Duisburg.
Der VfL Wolfsburg erringt 2013 als zweite deutsche Mannschaft das "Triple". 2014 können die Wölfinnen den Titel in der europäischen Königsklasse verteidigen.