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Sound of Silence

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Mit dem rheinischen Derby Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln begann vor einem Jahr, am 11. März 2020, im deutschen Profi-Fußball die Ära der Geisterspiele.
Mit Ausnahme von wenigen Spieltagen zu Saisonbeginn durften die Fans seither nicht mehr in die Stadien. Wie hören sich die leeren Ränge an? Was empfinden die Spieler angesichts der Stille? Wer kann in diesen Zeiten überhaupt für etwas Atmosphäre sorgen? Feststeht: Der Fußball ist momentan nicht mehr der, der er einmal war. Wird er sich sogar dauerhaft verändern?
Das Online-Feature Sound of Silence  des Deutschen Fußballmuseum beleuchtet den Fußball in Zeiten von Corona aus unterschiedlichen Perspektiven.
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Das ZEITmagazin hat das eben gehörte Spiel aufgeschrieben und als zeithistorisches Dokument dem Deutschen Fußballmuseum zur Verfügung gestellt. 

Heja BVB, heja BVB, heja, heja, heja BVB!

1. Minute
Bürki schlägt den Ball in hohem Bogen in die Münchner Hälfte.

Dahoud: Vor! Vor! Vor!

Dort wird der Ball im Mittelfeld per Kopf auf BVB-Angreifer Thorgan Hazard verlängert, der auf den aus dem Tor herausstürmenden Manuel Neuer zuläuft.

Delaney: Komm, komm, go, go!

Neuer wehrt den Ball ab, der zu BVB-Stürmer Erling Haaland springt.

Dahoud: Shoot, shoot, shoot!

Haaland schießt und tunnelt Neuer.

Doch auf der Linie steht Jérôme Boateng, er klärt den Ball von Haaland ins Seitenaus.

Neuer: Klasse, Jérôme! Klasse!

Alaba: Klasse, Jérôme!

Einwurf BVB.

Alaba: Phonsie, Phonsie, come back!

Boateng zu Kimmich, der beim Einwurf

Hazard deckt: Jo, Jo!

Alaba: Gut so, Jo!

Die Bayern haben den Ball, ihr Angriff wird allerdings von Hummels unterbrochen. Doch auch der Angriff der Dortmunder scheitert früh, der Ball landet bei Boateng.

19. Minute
Boateng passt zu Coman, der mit dem Ball nach vorne rennt.

Müller: Zeit, Zeit, King! Komm!

Der Ball wird von Müller in den Strafraum gespielt. Hummels kann klären, der Ball landet im bayerischen Mittelfeld.

Müller: Leon, Leon, geh weg!

Alaba: Jo, Zeit! Kommt jetzt! Kommt jetzt! Ja!

Dahoud: Toto!

Beim erneuten Angriff der Bayern schießt Gnabry aufs Tor. Bürki kann den Ball nicht abwehren, aber Piszczek klärt in letzter Sekunde auf der Linie.

Von der Seitenlinie: Uuh!

Die Dortmunder versuchen einen Gegenangriff zu starten, doch der Ball landet im Aus.

43. Minute

Neuer: Spielen, spielen!

Dahoud: Einer vor!

Müller: Lewi, Zentrum!

Dahoud: Hey! Hey! Vor! Vor!

Die Bayern passen sich den Ball vor dem Dortmunder Strafraum zu, den Borussen gelingt es nicht, an den Ball zu kommen und die gefährliche Situation zu entschärfen.

Dahoud: Jul’, bleib dran!

Nach Kombinationen zwischen Kimmich, Lewandowski, Pavard, Gnabry, Davies, Goretzka, Müller, Coman hebt Kimmich den Ball gefühlvoll über Bürki hinweg ins linke Toreck.

Müller (während Kimmichs Heber): Bravo!

Chor der Bayern-Spieler: Jaaaa!
Stimmengewirr.

Kimmich läuft zur Eckfahne und rutscht auf den Knien den Rasen entlang. Seine Mitspieler laufen ihm hinterher. Von der Bank ist Getrommel zu vernehmen.

Alaba: Da siehst du’s, Mann! Gut so! (gibt Kimmich einen Klaps auf den Hinterkopf:) Ey, Jo! Jo! Schießen, das ist gut so!

Halbzeit.

54. Minute

Passspiel der Bayern in der Hälfte der Dortmunder. Goretzka bekommt den Ball vor dem Strafraum, wird bedrängt, der Ball springt zu Müller, der zurück zu Goretzka spielt.
Müller: Weiter, Schuss! Schuss!

Goretzkas Schuss wird von Bürki zur Seite gelenkt. Dort nimmt Gnabry den Ball in Empfang. Er dribbelt in den dicht besetzten Strafraum und passt flach in die Mitte. Hummels kommt kurz vor dem heransprintenden Lewandowski an den Ball. Lewandowski rennt mit Wucht Hummels um. Stieler pfeift. Freistoß für Dortmund.

58. Minute

Dortmund greift an.
Stimmengewirr.

Piszczek: Diago!

Dahoud zu Guerreiro: Other side, other side!

Hazard erhält den Ball auf der linken Dortmunder Außenbahn.

Müller: Außen!

Pavard steht mit mehreren Metern Abstand zu Hazard. Er kann dessen Hereingabe nicht verhindern. Der Ball gelangt zu Haaland, der im Strafraum scharf und flach aufs Tor schießt. Der Ball springt von Boatengs Oberarm ins Toraus. Boatengs Oberarm vereitelt also ein Tor. Es gibt sogar eine Bewegung zum Ball. Normalerweise würde die Gelbe Wand, die Südtribüne mit den treuesten Dortmunder Fans, jetzt toben. Aber die Dortmunder Spieler protestieren nicht einmal. Stattdessen führen sie schnell die Ecke aus und lassen damit dem Videoschiedsrichter kaum Zeit für eine Prüfung. Szenenapplaus von der Seitenlinie.

Neuer: Gut so!

Kimmich: Hey, Benji, das ist nicht genug, das ist nicht genug!

83. Minute

Ein langer Ball von Neuer springt zu Lewandowski, der einen Doppelpass mit Gnabry spielt. Dann läuft Lewandowski auf den Dortmunder Strafraum zu.

Gnabry: Schieß!

Lewandowskis Schuss knallt gegen den scheppernden Pfosten und springt zurück ins Spielfeld, in die Richtung des aufs Tor zusprintenden Gnabry. Er kann den Ball aber nicht mehr kontrollieren und schießt neben das Tor.

Gnabry: Ooo Gott!

Lewandowski hebt den linken Arm und zeigt auf die Eckfahne. Er guckt in den Himmel und reißt den Mund auf. Müller rauft sich die Haare. Applaus von der Bank.

Stimmengewirr.

Abpfiff

Chor der Bayern-Spieler: Jaaa!

Kimmich (brüllt): Jaaaa, Männer! Jaaa!

Alaba: Ja, Mann! Gut, Junge!

Müller: Sieg!

Auf der Tribüne Ellenbogengrüße zwischen Rummenigge, Watzke, Bayern-Präsident Herbert Hainer und BVB-Präsident Reinhard Rauball.

Müller: Danke, Schiri!

Flick faustet sein Team an der Bank ab.

Kimmich: Jeder Schritt hat sich gelohnt.

Müller: Sieg! Yeeah!

Alaba: Hey, Thomas!

Müller: Yo, Männer, was ist los mit euch? Wir freuen uns! Tschik ya! Braa!

Im Stadion läuft jetzt Snow Patrol, "Chasing Cars". Neuer, Lewandowski, Alaba und Kimmich unterhalten sich mit Götze und Can. Thomas Müller setzt sich auf den Rasen.

Autoren: Johannes Dudziak und Johannes Koch
 













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Als die Stimmung ins Stadion kam

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Seit jeher versuchen Stadionbesucher Einfluss zu nehmen auf den Erfolg ihrer Mannschaft. Ursprünglichstes Mittel ist dabei der Anfeuerungsruf, der sich erst Mitte der 1960er Jahre zu Fangesängen ausweitete. Besonders die Fans des FC Liverpool, die sich gerne aus dem Repertoire der Band aus ihrer Heimatstadt bedienen, sind hier Vorreiter. So mancher umgedichtete Song der Beatles ist auch ein Evergreen in den Fußballstadien. Die Hymne aller Fußballhymnen „You‘ ll never walk alone“ geht allerdings zurück auf eine Version von „Gerry & the Peacemakers“, die das Stück aus dem 1945 uraufgeführten Broadway-Musical „Carousel“ 1963 erfolgreich coverten. Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sangen die Zuschauer beim englischen Pokalfinale in Wembley auf den Rängen das Lied "Abide with me". Aus der Tradition des Hymnensingens vor besonderen Spielen entwickelten sich die ersten richtigen „Chants“, die Anfang der 1960er-Jahre aufkamen. Popsongs wie „When the Saints Go Marching in“ wurden von den Fans rund um die Spiele bei einem gemeinsamen Bier intoniert.

Populäre Popsongs als Inspirationsquelle

Zunächst hatten die Texte dabei nicht zwangsläufig etwas mit Fußball zu tun. Erst allmählich wurde der Inhalt der Lieder an den Fußball und an einzelne Spielsituationen angepasst. Eine Vielzahl deutscher Fangesänge bis heute an die Melodien englischer Popsongs dieser Zeit angelehnt ist. Eingängigkeit und Einfachheit lautet das Erfolgsrezept eines Stadionliedes, weshalb sich Popsongs besonders gut als Inspirationsquelle anbieten. Die Melodien dürfen musikalisch nicht zu komplex sein. Gerade ein einprägsamer Refrain mit leicht erlernbarem Text ist unerlässlich für einen funktionierenden Stadionsong, der dann auch noch im richtigen Moment angestimmt werden muss. Fangesänge lassen sich daher nur schwer vorherbestimmen oder von außen indoktrinieren, vielmehr entscheiden die Schlachtenbummler selbst, wann, wie und was sie auf der Tribüne mitsingen. Entwickelten sich Melodie und Gesang in den Fankurven einst spontan aus der Gruppe heraus, positionieren sich inzwischen Vorsänger samt Megafon zentral vor den Rängen und bestimmen die Playlist und den Einsatz des Chores. Mal kommen die Lieder drohend („Schiri, wir wissen wo dein Auto steht“) mal martialisch („Kämpfen und Siegen“), mal ironisch („Wir sind nur ein Karnevalsverein“) daher. Die Kreativität der Anhänger kennt keine Grenzen, so dass sich selbst ein bitterböser Gesang der gegnerischen Fans einverleibt und kurzerhand für die Unterstützung der eigenen Mannschaft umgetextet werden kann. Das Deutsche Fußballmuseum widmet den Liedern aus der Kurve in seinem Kulturprogramm ANSTOSS eine eigene Veranstaltung. Dabei können musikinteressierte Gäste gemeinsam mit Tommy Finke und seiner Band „The Mundorgel Project“ die schönsten, schrägsten und stimmungsvollsten Kurvenhits mitsingen.  

Ursprünge bekannter Bundesliga-Evergreens

Go West (Village People, 1979)
Der Discosong der amerikanischen Band Village People erhielt in den 1990er-Jahren mit der Coverversion der Pet Shop Boys einen Popularitätsschub. In deutschen Stadien nutzten erstmals Schalke-Fans die Melodie, um Ehrengäste im Park-Stadion zur gemeinsamen „La Ola“-Welle zu animieren. Kurioserweise ist die Melodie heutzutage auch bei Anhängern des großen Rivalen aus Dortmund beliebt.

Steht auf, wenn ihr Schalker seid
Olé, jetzt kommt der BVB
Hurra, das ganze Dorf ist da  

Guantanamera (Joseíto Fernández, 1928)
Der Ohrwurm von Joseíto Fernández geht auf eine Guajira-Melodie der Kubanischen Musik zurück. Heute ist der Song nicht mehr exklusiv unter karibischen Palmen, sondern auch im Schatten von Fördertürmen zu hören: In Stadien des Ruhrgebiets wird die Melodie häufig mit einem selbstironischen Verweis auf den eigenen Ursprung als Zechen-und Arbeiterclub zum Besten gegeben.

Ruhrpott-Kanaken
Nie deutscher Meister
Ein Rudi Völler  

Yellow Submarine (Beatles, 1966) Als Paul McCartney den Evergreen schrieb, plante er von vorneherein ein Kinderlied zu schaffen. Dass der geringe Tonumfang des Stücks auch von deutschen Fußballfans geliebt werden würde, hatte der Liverpooler so vermutlich nicht im Sinn. Während sich die Anhänger von Mainz 05 mit dem Lied selber auf die Schippe nehmen, hat die Melodie meistens Bezug zum FC Bayern. Der bundesweit beliebte Anti-Bayern-Schlachtruf geht übrigens auf den ehemaligen Stadionsprecher des 1.FC Kaiserslautern, Udo Scholz, zurück.

Zieht den Bayern die Lederhosen aus
Deutscher Meister wird nur der FCB
Wir sind nur ein Karnevalsverein
 

Oh My Darling Clementine (Percy Montrose, 1884)
Auch wenn die amerikanische Folk-Ballade bereits im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurde, ist sie bis heute nicht aus deutschen Arenen wegzudenken. Während bayerische Fans mit ihr stolz auf eigene Erfolge hinweisen und Stuttgarter Schlachtenbummler das eigene Trikot würdigen, wird sie von Gegnern Arminia Bielefelds gegrölt (übrigens nicht selten in Einklang mit den ostwestfälischen Anhängern).

Von der Elbe, bis zur Isar
Einen Brustring tragen wir
Ostwestfalen, Idioten


Klänge und Töne

Bereits vor dem Gesang kamen Instrumente zum Einsatz, um mit Lautstärke das Spiel auf dem Rasen zu begleiten. Neben den einfachen Holzratschen, die schon in den 1930er-Jahren die Ohren betäubten, sowie Tröten und Gashupen, die vor allem in den 1980ern eine typische Geräuschkulisse auf den Tribünen bildeten, wurden im Lauf der Zeit auch klassische Orchesterinstrumente wie Trommel und Trompete von den Fans zur akustischen Stimmungsmache genutzt. Die Vuvuzela, bei der WM 2010 in Südafrika von der einheimischen Bevölkerung bevorzugtes trompetenartiges Fan-Utensil, konnte sich in Deutschland – viele werden sagen zum Glück –nicht durchsetzen. Laut Studien ist es mit 123 Dezibel das lauteste Fan-Instrument. Bereits auf Platz drei folgt: der Gesang von zwei Fans.

Fans erheben ihre Stimme

Längst sehen sich die Fans aber nicht nur in der Zuschauerrolle, als schmückendes Beiwerk des Fußballevents, sondern nutzen die Macht der Ränge, um aktiv zu werden. Buhrufe und Pfiffe von den Rängen gelten schon lange als Gradmesser dafür, dass Spielfreude, Einsatzbereitschaft und Attraktivität der Spielzüge die Qualitätsansprüche der Fans nicht unterschreiten sollten. Darüber hinaus haben die Fans in den vergangenen Jahren mit zahlreichen vorbildlichen Initiativen, zum Beispiel gegen Ausgrenzung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Homophobie, für Aufmerksamkeit gesorgt.

Der nigerianische Fußballspieler des FC Sachsen Adebowale „Ade“ Ogungbure sah sich 2006 rassistischen Anfeindungen einiger Fans des Halleschen FC ausgesetzt. FC Sachsen-Fans erklären sich daraufhin auf „Wir sind Ade“-Plakaten mit ihm solidarisch. Im Zuge dessen entstand die vereinsübergreifende Initiative „Bunte Kurve“, die sich zum Ziel gesetzt hat, nachhaltig für Toleranz und gegen Diskriminierung in und außerhalb des Stadions einzutreten.

Auch mit dem Verhalten in der eigenen Kurve setzen sich Fans kritisch auseinander. Mit „Mit Herz und Hunt – 100% Werder“- Bekenntnissen reagierte 2011 ein Großteil der Bremer Fans auf Pfeifkonzerte aus den eigenen Reihen, mit denen Mittelfeldspieler Aaron Hunt herabgewürdigt wurde und forderten einen fairen Umgang mit dem Urgestein des SV Werder Bremen. Häufig suchen die Fans bei ihren Aktionen den Schulterschluss zu Gleichgesinnten in der Anhängerschaft anderer Vereine. Gemeinsam mit dem schwul-lesbischen Projekt „Soccer Sound“ schickten die „Aktiven Fans“ von Tennis Borussia Berlin 2011 ein Regenbogenbanner auf die Reise durch die Fanblöcke und stießen dabei deutschlandweit auf die Unterstützung von zahlreichen Ultra-Gruppen, die sich der Initiative anschlossen. In der Beziehung zum eigenen Verein ist die Haltung der Fans bei unterschiedlichen Interessen ebenfalls kritischer und deutlich wahrnehmbarer geworden. Brisante Themen sind insbesondere die Kommerzialisierung, Ticketpreise und die Reglementierung von Fanaktionen. 2012 verbünden sich Fans des 1. FC Köln und von Hertha BSC, um gegen die steigenden Eintrittspreise zu protestieren. Das Banner der Kölner Anhänger „Ob Topspiel an der Spree…“wurde im Berliner Fanblock ergänzt mit „…ob Derby am Rhein…“ und mündete in der gemeinsamen Forderung: „…Fußball muss bezahlbar sein!“

Ebenso vereinsübergreifende Solidarität erfuhr die Aktion „Kein Zwanni für ’nen Steher“, als beim Derby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund der Stehplatzpreis im Stadion auf 20 Euro angehoben werden sollte und die BVB-Fanklubs daraufhin mit einem Aufruf zum Boykott reagieren. Fanprojekte, Fanzines und Fanforen dienen als Sprachrohre der eigenen Interessen, die wiederum ein Regulativ sein können für ungesunde Auswüchse des kommerzialisierten Fußballs. Gescheitert sind in der jüngeren Vergangenheit allerdings Versuche von Fangruppierungen, auf die Transfer- und Personalpolitik ihres Vereins Einfluss zu nehmen. Beim SC Freiburg sollte 2007 der langjährige Trainer Volker Finke den Verein verlassen. Freiburger Fans setzen mit Sympathiebekundungen und den Slogan „Wir sind Finke“ alles daran, die Vereinsführung noch umzustimmen – ohne Erfolg. Unter Nachfolger Robin Dutt stieg der SC zwei Jahre später wieder in die Bundesliga auf.

Als 2011 der Wechsel von Schalkes Torwart Manuel Neuer nach München kolportiert wurde, stieß dies bei einigen Bayern-Anhängern auf Widerstand. Die Münchener Ultras zeigen ihre Antipathie gegen das Schalker Fanclubmitglied, indem sie während des damaligen DFB-Pokalhalbfinales zwischen den beiden Teams „Koan Neuer“-Transparente hochhielten. Manuel Neuer wechselte trotzdem und wirkt bis heute mit dem Gewinn von acht Deutschen Meisterschaften, fünf DFB-Pokalsiegen und zwei Triumphen in der Champions League nicht unerheblich an der erfolgreichsten Ära des FC Bayern München überhaupt mit.

Doch ohne seine Fans hätte sich der Fußball nicht zu dem begeisternden Stück Alltagskultur entwickelt, das heute Millionen von Menschen in seinen Bann zieht. Deshalb ist die Entwicklung der Fankultur sowohl für die Fans selbst als auch für den Fußball an sich segensreich. Der Fan findet seine Legitimation in der Fankultur, in dem sich in ihr ein Emanzipationsprozess widerspiegelt. Der Fan hat sich herausbewegt aus der anonymen Kulisse und macht sich über sein Wirken als Atmosphäre-Spender hinaus als kritischer Geist lautstark bemerkbar.
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And in the naked light I saw
Ten thousand people maybe more
People talking without speaking
People hearing without listening
People writing songs
That voices never shared
No one dared
Disturb the sound of silence.
 
                                                     - Paul Simon 
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